Gesellschaft 2018

Laura Wiesböck: Lieber überlegen

Gedanken

Die Soziologin Laura Wiesböck macht sich Gedanken über die – der oft postulierten Maxime der Gleichheit zuwiderlaufende – menschliche Sehnsucht nach Überlegenheit und Abgrenzung von anderen Bevölkerungsgruppen, Denkmustern oder Verhaltensweisen.
Gestaltung: Peter Blau

„Aber wir sind doch alle gleich!“ Der Schlachtruf der aufgeklärten Gesellschaft ist zugleich ihr größter Stolperstein: Kaum eine Annahme ist so fragil. In Wirklichkeit sind wir bestrebt, uns anderen Menschen, anderen Bevölkerungsgruppen, anderen Denkmustern, anderen Verhaltensweisen gegenüber abzugrenzen: Mann oder Frau, jung oder alt, stark oder schwach, arm oder reich.

Ungeachtet der sozialen Stellung, Religion oder Nation sind die Mechanismen immer dieselben: Weniger Privilegierte pochen auf ihren ehrlichen „Hacklerstatus“ und wettern gegen die Schnösel „da oben“ – und das sogenannte Bildungsbürgertum schüttelt den Kopf pikiert über Wähler rechtspopulistischer Parteien und bestellt mit wohligem Gefühl das Bio-Kisterl. Konsumverhalten wird zum Statussymbol, der Beruf zur Identität und politische Andersartigkeit zum Feindbild.

Die für ihre wissenschaftliche Arbeit mit dem Theodor-Körner-Preis und dem Bank Austria Forschungspreis ausgezeichnete Soziologin an der Universität Wien beschäftigt sich hauptsächlich mit den Ursachen, Formen und Folgen sozialer Ungleichheit, Armut und Ausgrenzung.

In ihrem Buch „In besserer Gesellschaft. Der selbstgerechte Blick auf die Anderen“ (Kremayr & Scheriau) geht sie dem Prinzip der Abwertung und der Sehnsucht nach Überlegenheit auf den Grund. „Denn in Wirklichkeit“, so Wiesböck, „gibt es die eine Gesellschaft nicht, sondern viele – und am liebsten leben wir in einer besseren“.

 

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